Nein, kein echter Kuss zwischen Heidelberger Studenten, sondern eine berühmte Heidelberger Süßigkeit, eine Art Schoko-Nougat-Konfekt, verpackt in rotem Papier mit einem küssenden Pärchen im Passe-Partout. Herrlich romantisch, eben typisch Heidelberg. Die so nett verpackte Süßigkeit ist schon lange ein beliebtes Souvenir und Mitbringsel, wird auch gerne überreicht von den Repräsentanten der Stadt an die Obamas aus den USA oder an Silvia von Schweden als süße Erinnerung an Heidelberg.

 

Früher war das eine süß getarnte Kontaktaufnahme zwischen Gleichgesinnten. Heutzutage kontaktieren sich nicht nur Studenten über Kontaktbörsen oder Dating-Apps, über Suchkriterien und das Internet. Im Jahre 1863, als der Konditormeister Fridolin Knösel die schokoladige Köstlichkeit erfand, war das Anbändeln mit der/m bevorzugten Angebeteten nicht so zwanglos. Umso einfallsreicher musste man vorgehen.

 

Die jungen Damen aus den vornehmen Pensionaten wurden damals auf Schritt und Tritt von ihren Gouvernanten überwacht. Sie begleiteten die jungen Heidelbergerinnen zu dieser Zeit oft zum Geschäft von Knösel in die Altstadt, denn diese liebten die Kreationen des Chocolatiers. Das entging den schmachtenden Studenten drumherum natürlich nicht. Diesen Umstand nutzte der nette Geschäftsmann Fridolin Knösel und erfand ein unwiderstehliches Praliné in schöner Verpackung, das er Studentenkuss taufte. Damit konnten die Studenten den Damen nicht nur ihre Verehrung ausdrücken, sondern ihnen auch versteckte Botschaften überreichen. An den Augen der Gouvernanten vorbei.

 

Mit diesen süßen Botschaften ging die Liebe sozusagen durch den Magen. Das ist wahrscheinlich überall so, in Heidelberg jedenfalls werden die Studentenküsse heute noch in der Altstadt verkauft, nach Originalrezept. Trotz Dating-App. Ob in den Präsent-Geschenken an die Politiker auch versteckte Botschaften drinnen waren, das wissen wir nicht.

 

The Heidelberger